Peter Bichsel   Fine Books

Brun, Sophie Christiane Friederike. Lips, Heinrich. Gedichte, hrsg. durch Friedrich Matthisson. (Erstes-) zweytes Bändchen.

Bd I: Gest. Titel mit Vignette von Heinrich Lips und mit 7 gef. Musikbeilagen in typographischer Notation; Bd. II: Mit 2 Kupfertafeln von Niklaus König und gest. Schlussvignette von Heinrich Lips. XII, 178 SS., 1 Bl.; Titel, 88 SS., 3 Bll. 8vo. HLdr. d. Zt. mit roten und grünen Rückenschildchen und dekorativer Rückenvergoldung. Farbige Kattunpapier-Vorsätze. – Zürich, Orell, Gessner, Füssli u. Comp., 1795-1801.

Erste Ausgabe der zweiten Veröffentlichung Friederike Bruns (1765-1835) mit dem sehr seltenen zweiten Band, der fast immer fehlt. Exemplar aus dem Besitz von Franz Graf von Schönborn mit dessen Exlibris auf den vorderen Innenspiegeln. In seiner an Karl Viktor von Bonstetten gerichteten Vorrede erinnert der Herausgeber Matthisson an den “Frühling des Jahres 1791”, wo die Lieder “im Schoosse der Alpen gesungen wurden und wir mit der Verfasserin, an den Ufern des Genfersees, den schönen Freundschaftsbund schlossen, der bis zum Tode bestehen wird.” Die in Thüringen geborene Schriftstellerin heiratete 1783 den dänischen Konsul Konstantin Brun und zog mit ihm nach Petersburg. 1784 kehrten sie nach Kopenhagen zurück, wo sie auf dem Landsitz Sophienholm lebte. In einer Nacht des strengen Winters 1788-89 verlor sie plötzlich ihr Gehör und blieb zeitlebens taub. Mit 10 Jahren traf sie 1775 in Karlsbad Goethe, verkehrte in der Schweiz mit Karl Viktor von Bonstetten und in Rom mit Angelika Kaufmann. Der Einfluss der sentimentalen Schule Matthissons auf ihre Poesie ist unverkennbar. Mehrere Reisen, so 1791, 1795 und 1801-10 führten Sie nach Frankreich, in die Schweiz und Italien. Neben den literarischen Zeugnissen gibt vor allem ihr “Tagebuch einer Reise durch die östliche, südliche und italiensiche Schweiz” (Kopenhagen 1800) Auskunft über ihre inspirierenden Begegnungen mit helvetischen Landschaften und Persönlichkeiten. – Goedeke V, 431, 2 (ohne Bd. II und ohne Notenkupfer); Borst 727 (ohne Bd. II); Sammlung Achter 100 (nur Bd. I); Rümann 127 (kennt den ersten Band nur in 2. A. von 1798). – Best.-Nr. 412